Buch

Buchempfehlung: Reiseführer Potsdam

Maren Richter, Winfried Sträter: „Potsdam. Der historische Reiseführer“, Christoph Links Verlag, März 2015, broschiert, 125 Seiten, 15 Euro

„Sogar bei der Kaffeepause nach  langer Wanderung durch Potsdams Straßen ist er einem nützlich. Dann nämlich kann man sich vertiefen. Der neue historische Reiseführer „Potsdam“ lädt zu einer Reise in die Vergangenheit ein. Was hatte es mit dem Edikt von Potsdam auf sich, warum heißt der Telegrafenberg eigentlich so und wie hat es mit der brandenburgischen Landeshauptstadt eigentlich alles einmal angefangen? Dass Potsdam über Jahrhunderte hinweg bevorzugtes Gebiet fürstlicher Herrscher war, ist allgemein bekannt. Doch nur wenige wissen, wie sehr das Ende der Monarchie 1918 die Bürger der Stadt getroffen hat. Viele waren rund um den ehemaligen preußischen Hof beschäftigt. Zahlreiche Gewerbetreibende, sogar Offiziere verloren ihre Stellungen und gerieten mit ihren Familien in große wirtschaftliche Not. Wenige haben diesen naheliegenden Aspekt in der Geschichtsschreibung überhaupt beachtet. Maren Richter, Stadtführerin in Berlin und Potsdam, und der Journalist Winfried Sträter weisen in ihrem historischen Nachschlagewerk ausdrücklich darauf hin. Dass Potsdam eine Stadt war und ist, die von den Brüchen der deutschen Geschichte ganz außerordentlich getroffen wurde, wird einem erst beim Durchblättern dieses spannenden Büchleins klar. Nach der Einleitung, einem Stadtplan und der Auflistung aller beschriebenen Sehenswürdigkeiten beginnt die Reise durch die Zeit. In der ersten Passage geht es um die Residenzstadt der brandenburgischen Herrscher und wie diese während ihrer Regentschaft das Stadtbild veränderten. Besonders interessant und lohnenswert zu lesen sind die immer wieder eingeschobenen Biografien einzelner bedeutender Stadtbewohner wie zum Beispiel Johann Moritz von Nassau-Siegen, der maßgeblich dazu beigetragen hat, dass aus Potsdam eine Residenz von europäischem Rang wurde. Oder aber die beinahe filmreiche Geschichte der Eleonore Prochaska, die sich August Renz nannte und als Frau gegen Napoleon in den Krieg zog. Viele Fakten, die man sich mühselig aus verschiedenen Büchern oder auf Gruppenführungen durch die Stadt zusammensuchen müsste, werden hier nonchalant und ganz nebenbei eingewoben. Das zieht sich auch durch das anschließende Kapitel, als Potsdam im Kaiserreich bevorzugte Wohnort Kaiser Wilhelms II. war, der eine Abneigung gegen „das ungestüm anwachsende Berlin“ hatte. An den Passus über die Weimarer Zeit schließt sich Deutschlands, so auch Potsdams dunkelstes Kapitel an: die Zeit unterm Hakenkreuz. Beginnend mit dem „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933 führt uns das Buch über Verfolgung und Terror in die letzten Tage des braunen Systems. Und zwar direkt in die Löwenvilla von Major Fritz von der Lancken, Gregor-Mendel-Straße 26. Hier lagerte mehrere Tage lang der Sprengstoff, der am 20. Juli 1944 zum Einsatz kam, im Versteck. Von der braunen Diktatur führt uns das Buch zum roten Herrschaftssystem. Der letzte Abschnitt handelt von der friedlichen Revolution im November 1989. Treffende Fotos und historische Abbildungen komplettieren den Band. All das macht aus ihm einen hervorragenden Wegbegleiter, wenn man in Preußens Arkadien unterwegs ist. So mancher wird die Stadt danach mit anderen Augen betrachten. Potsdam – das ist viel mehr als Sanssouci.“

Silvia Friedrich, Preußische Allgemeine Zeitung, 11. 7. 2015

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